Aktuell haben wir in der Jugendbundesliga Nord-Ost eine sehr ausgeglichene Staffel. Nominelle Favoriten lassen Punkte hier und da liegen und es gibt kein Team mehr mit einer weißen Weste. Auch uns hat es bereits getroffen, aber durch die Ausgeglichenheit der Staffel haben wir die Qualifikation zur DVM noch in unserer Hand. Aber dafür mussten Siege her.

Am Samstag, den 27.4 zog es uns daher zu dem aktuellen Tabellenführer Empor Berlin und wir wollten es der Trainingsgruppe „Anonyme Profis“ (https://tsgschach.de/neues/trainingsgruppe-anonyme-profis) gleich tun. Diese hatten in einem freundschaftlichen Wettkampf vor einigen Wochen gegen Empor gewonnen.

Niclas, Luca, Phuc, Bagrat, Chinguun und Pavel durften in dieser Runde ans Brett, unsere ersten 6 gemeldeten Spieler wohlgemerkt. Ich, Hasan, war als Mannschaftsleiter anwesend und mit Georg Richter und Matze Schöwel waren auch prominente Zuschauer vor Ort. Pünktlich um 13 Uhr startete der Wettkampf und das erste Ergebnis ließ eine Weile auf sich warten.

IMG 20240427 WA0001IMG 20240427 WA0003IMG 20240427 WA0005

Chinguun bekam es mit der Caro-Kann Verteidigung zu tun und schien seinen Gegner überrascht zu haben. Aus der Eröffnung kam Chinguun mit den aktivieren Figuren und der besseren Struktur heraus. Alles schien super zu laufen. Es gab für die Zuschauer einen kurzen Schockmoment, als einige Figuren vom Brett kamen und Chinguuns König in Gefahr schien. Doch so war es nicht. Chinguun nahm sich seine Zeit und berechnete korrekt, dass es der schwarze König war, welcher in Bedrängnis war. Die Resignation des Nachziehenden folgte kurz darauf.

Phuc hatte bereits vor der Runde Glück im Unglück. Er hatte sich auf den falschen Gegner vorbereitet, doch glücklicherweise kam dieselbe Eröffnung aufs Brett. Mit einer komplizierten Stellung und einem komfortablen Zeitvorteil kam Phuc aus der Eröffnung. Und auch wenn die weiße Stellung definitiv gut war, sie war superscharf und komplex. Und wie es in solchen Stellungen oft ist, kam es zu einem Massenabtausch. In einem Doppelturmendspiel mit gleichfarbigen Läufern und gleichen Bauern schien nix mehr zu holen sein. Und Phuc probierte. Und das sehr lange. Erst als nur noch die Könige auf dem Brett waren, wurde die Partie remis gegeben.

Niclas hatte ein sehr ähnliches Problem wie Phuc. Er rechnete ebenfalls mit einem anderen Gegner, aber er war ebenfalls sehr vertraut mit seiner Variante. Und an Brett 1 entwickelte sich eine sehr komplizierte Stellung im Sveshnikow-Sizilianer, wo Niclas den typischen Hebel f5 von Schwarz unterband. Mit tickender Uhr spielte Schwarz irgendwann doch f5. Und in dieser Phase, wo beide wenig Zeit hatten, saß Niclas am längeren Hebel. Doch die Uhr war bei beiden unter einer Minute. Und für einen kleinen Schockmoment sorgte Niclas, als er einmal vergaß die Uhr zu drücken. Mit 26 Sekunden fiel es ihm aber noch auf. Glück gehabt! Doch kurz darauf kamen auch bei Niclas die Figuren vom Brett und nach mit einem Dauerschach der schwarzen Dame wurde auch diese Partie remis gegeben. Vielleicht wäre da mehr drin gewesen für Niclas, aber ein remis war zu dem Zeitpunkt auch völlig in Ordnung.

Vor allem war das Remis nämlich in Ordnung, da Bagrat zu dem Zeitpunkt exzellent stand. Im geschlossenen Sizilianer kamen relativ früh die Damen vom Brett und Bagrat expandierte am Damenflügel. Bis weiß eine Figur opferte und die Stellung sehr taktisch wurde. Bagrat rechnete präziser und gewann eine Figur. Zwar hatte Weiß 2 Bauern dafür bekommen, doch spätestens nachdem auch die Türme vom Brett kamen, schien die Partie vorbei. Aber Bauern können auch sehr gefährlich wirken. Vor allem wenn Sie gemeinsam über das Brett marschieren. Bagrat fand leider keine geeignete Position für den Springer, wodurch viele Bauern abgetauscht wurden und Bagrats Springer gebunden an einen Freibauern auf der 7.Reihe war. Beide Seiten kamen nicht mehr voran und auch hier folgte die Punkteteilung.

Doch wie so oft bisher in der Saison, auf Luca ist Verlass. Und lange schien es nicht danach. Im Mittelspiel wurde Luca stark zurückgedrängt wodurch er sehr wenig Raum und sehr viele Figuren auf der Grundreihe hatte. Aber Luca ist ein Kämpfer. Und Kämpfer lassen sich sowas nicht gefallen. Er aktivierte seine Figuren und versuchte zum weißen König zu kommen. Und der Anziehende fand keine gute Fortsetzung, wodurch es bald zu einem Damentausch kam. Im Rahmen dieses Damentausches gewann Luca eine Qualität. Freibauern und das Läuferpaar waren die Argumente des Weißen, doch Luca ließ nicht mit sich reden und verwertete das Endspiel souverän.

IMG 20240427 WA0007IMG 20240427 WA0008IMG 20240427 WA0009

Lucas Fight war sehr beeindruckend, doch mit Pavels kleiner Sensation konnte es nicht mithalten. An Brett 6 hatte es Pavel mit einem ca. 500 DWZ schwächeren Gegner zu tun. Vielleicht war dies der Grund, weshalb Pavel früh viele Risiken eingegangen ist. Mit Doppelbauern auf der F-Linie, einem geopfert g7 Bauern und einem König auf e8 ging Pavel ins Mittelspiel. Voller Fokus auf den weißen König. Und der Angriff auf der g-Linie sah zwar vielversprechend aus, aber schlug nicht durch. Die Figuren kamen vom Brett und Pavel war in einem Dame-Turm Endspiel mit einem offenen König und einem Bauern weniger. Pavel versuchte es sehr lange, doch spätestens nach dem Turmtausch dachte ich, sei die Partie vorbei. Doch Pavel befreite sich, gewann das verlorene Material zurück und endete mit einem Plus Bauern und verbundenen Freibauern. Und Pavel „Houdini“ Mimkes ließ sich den Sieg nicht mehr aus der Hand nehmen. Nach 5,5 Stunden und 96 Zügen schaffte es Pavel, die Partie zu drehen und zu gewinnen.

Ein 4,5-1,5 Sieg stand am Ende auf unserem Konto. Es war ein spannender und hart umkämpfter Mannschaftskampf, aber vor allem ein weiterer Schritt Richtung DVM.
Ergebnisdienst Jugendbundesliga