Ein Turnier, wie es sein soll


Tolle Lokation, riesiger Turniersaal und angenehme Turnieratmosphäre. Schach (fast) rund um die Uhr mit netten Schachfreunden aus der ganzen Republik. Spannende Partien ab der ersten Runde. Viel Spaß mit den mitgereisten Vereinskameraden aller Altersklassen und Spielstärken. Das macht die Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft (DSAM) aus.


Wenn sich dann auch noch, wie bei der DSAM Qualifikation in Magdeburg mit 545 Teilnehmern, die Erfolge auf dem Schachbrett in großer Zahl einstellen, kann man ohne Übertreibung von dem perfekten Turnier sprechen.

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Weitestgehend unabhängig voneinander reisten sage und schreibe 15 TSGer zum Qualifikationsturnier ins Maritim Hotel nach Madgeburg, davon viele in Begleitung oder gar in Familie. Die DSAM wird in sieben Wertungsgruppen von A (2100 – 2300 DWZ) bis G (<1200 DWZ) ausgespielt, wobei sich die besten sieben Spieler:innen und die beste Dame für das Finale in Braunschweig qualifizieren. Durch die Gruppeneinteilung spielt man anders als bei den großen Schweizer-System-Opens, die eher einem Fahrstuhl gleichen, immer gegen Gegner auf etwa dem gleichen Spielstärkelevel. Einziges kleines Manko ist wohl, dass für die Einstufung in die Gruppen der DWZ-Stand von Mitte November angesetzt wird – seitdem haben sich aber große Verschiebungen nach oben und unten vor allem bei Jugendlichen ergeben.

In Gruppe G waren wir mit Maila, Luise, Kerstin und Olaf am stärksten vertreten. Maila spielte ein gutes Turnier, hatte aber ein bisschen Pech, dass sie ihre zwei Punkte gegen Gegner ohne DWZ holte. Familie Rabus reiste erst zur zweiten Runde an, weil am Starttag noch schulische Verpflichtungen anstanden. In den vier verbliebenen Partien schnappte sich Luise immerhin einen Sieg und ein Remis. Kerstin erreichte bereits in der zweiten Runde ihr Minimalziel – nämlich mindestens einen Sieg zu holen – und darf ihre erste, zarte DWZ ihr Eigen nennen. Olaf spielte das ganze Turnier in der Spitzengruppe mit. Leider wurden ihm zwei dieser unberechenbaren DWZ-losen aus Leipzig zum Verhängnis. Erst musste er sich in Runde 3 dem späteren 100%-Mann und Gruppensieger geschlagen geben. Und dann konnte er in der Schlussrunde sein sehr schwieriges, aber wohl gewonnenes Endspiel Turm-Springer-3 Bauern gegen Doppelturm nicht zum Sieg führen. Der Quali-Traum war damit zwar geplatzt, dennoch ein gutes Turnier mit drei klaren Siegen und einem leichten DWZ-Plus.

Am erfolgreichsten waren unsere F-Gruppen-Teilnehmer Maxime, Johann und Enno. Maxime trat das ganze Turnier über gegen mehr als 150 Punkte stärkere Gegner an, konnte aber die ersten beiden auch gleich besiegen. Danach spielte er leider, wie so oft, zu schnell. Wenn er das mal eingefangen bekommt, dann wird die Punktausbeute gleich noch viel größer sein. Die erste Runde verpassen und dann die nächste auch noch unglücklich verlieren – kein so guter Turnierstart. Das machte Johann aber alles nichts aus. Er gewann in Runde 3 gegen einen 1500er und holt sich noch insgesamt 50% der Punkte, einen guten Platz in der Tabellenmitte und fast 90 nagelneue DWZ-Punkte. Wuchs er völlig über sich hinaus oder zeigte er endlich mal, was in ihm steckt? Ganz egal – jedenfalls spielte Enno ein Super-Turnier. Auch seine Kontrahenten hatten sämtlich 150 Punkte mehr als er, doch er konnte drei Siege und zwei Remis erzielen. Lohn sind der vierte Platz, die Qualifikation für das DSAM-Finale, ein wertvoller Chessbase-Gutschein und ein riesiges DWZ-Plus von 200 Punkten.

In Gruppe E rechneten sich Hannes und Veronika gute Chancen aus. Leider mussten die beiden gleich in der ersten Runde gegeneinander spielen. Mit viel Glück endete das Vereinsduell zugunsten der Älteren. Hannes arbeitete sich mit zwei anschließenden Siegen wieder in die oberen Tabellenregionen. Runde vier und fünf endeten jeweils Remis, wobei ihn besonders das letzte etwas ärgern wird. Trotzdem reicht es zu einem guten Turnier und immerhin fast 50 Pluspunkten auf dem DWZ-Konto. Veronika wurde in Runde zwei vom sehr stark aufspielenden späteren Turniersieger Georg Henke (Chemie) überrascht, konnte aber den Rest des Turniers mit weiteren zweieinhalb Punkten ebenfalls versöhnlich gestalten und sich über einen netten DWZ-Zuwachs freuen.

Madiha erwischte ein ganz unglückliches Turnier. Bei bei DSAM in Potsdam holte sie in der gleichen Gruppe D noch fünfzig Prozent der Punkte, diesmal ging alles schief, und dann kam auch noch Pech dazu. Auch Arvid kam schlecht aus den Startlöchern, ab Runde 2 lief es aber für ihn umso besser. In der mit über hundert Teilnehmern größten Gruppe an Nr. 90 gesetzt, gewann er die nächsten drei Partien in Folge. Gegner und Zuschauer der vierten Runde wissen bis heute nicht wie! Das abschließende Remis reicht zwar nicht ganz zum Finaleinzug, aber sichert Arvid trotzdem einen Podiumsbesuch (dazu später mehr) und die direkte DWZ-Wiedergutmachung vom BEM-Finale. Nur durchwachsen lief es diesmal für den frischgebackenen Berliner U10-Meister Karl, der sich schon bei der ersten DSAM-Station in Hamburg für das Finale qualifizieren konnte. Nach einer Auftaktniederlage konnte er sich in den Runden zwei und drei wieder nach vorne kämpfen, wurde dann aber vom Königsjäger Shooting-Star Philipp Sandlers gestoppt. Mit dem Mittelfeldplatz in der Endtabelle kann Karl nicht zufrieden sein, aber das gibt ihm sicher Ansporn für die nächsten Aufgaben.

In Gruppe C hielt Livi standhaft die TSG-Fahne hoch – und wie!!! Er startete mit zwei tollen Siegen u.a. gegen die Nr.1 der Setzliste (1990 DWZ) und einem Remis. In Runde 4 musste er sich leider dem DWZ-losen Chilenen und späteren Turnierzweiten Juan Molina Hidalgo geschlagen geben. Erst der zweite Blick zeigt, wie stark Livis Turnier war – beste Buchholz aller Teilnehmer, alle Gegner unter den besten 30, drei davon für das Finale qualifiziert. Die sechzig frischen DWZ-Punkten sind also mehr als verdient.

In der B-Gruppe versuchten sich zwei TSG Nachwuchs-Hoffnungen. Leider ging Phuc nach einem tollen Auftaktsieg gegen einen 2100er und zwischenzeitlich 2 aus 3 Punkten in den Schlussrunden die Puste aus. Dagegen lief es für den alternden Schreiberling unter großer Mithilfe der Gegner prächtig, so dass sich dieser über vier Punkte, Platz 5 incl. Qualifikation für Braunschweig und seit langer Zeit wieder mal über den Sprung über die 2000er-DWZ-Grenze freuen darf.

1Die schönste Überraschung des Turniers ereignete sich aber während der Siegerehrung. Wir hatten zwar schon nach einzelnen Runden hoffnungsvoll nach dem Ranking der besten vier Spieler eines Vereins geschaut. Nachdem aber gleich drei unserer besten „Zugpferde“ - Olaf, Arvid und Livius - in der letzten Runde nicht voll punkten konnten, hatten wir nicht mehr mit einer vorderen Platzierung gerechnet, denn sehr viele Teams lagen gleichauf.  Als der beste Verein Deutschlands dann aber doch mit einem „Platz 1 der Vereinswertung – TSG Oberschöneweide“ auf die Bühne gerufen wurde, kannte unsere Freude keine Grenzen mehr. Wie knapp das Rennen war, zeigt, dass alle Vereine auf dem Podest jeweils 15 Punkte erspielt hatten, und nur die Buchholzsumme knapp für uns den Ausschlag gab. Der Siegerscheck über 250,- Euro soll in eine Pokalvitrine im TSG Vereinsheim investiert werden.

Alles in allem also ein sehr schönes verlängertes Schachwochenende, dass zum Nachmachen ermuntern soll. Dazu gibt es bis Mitte April noch drei Gelegenheiten. Vielleicht sehen wir uns ja zum Ende der Osterferien in Darmstadt.

 

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Bericht des Veranstalters: https://www.schachbund.de/bspnews/dsam-rekordbeteiligung-in-magdeburg.html
Alle Ergebnisse: https://www.dsam-cup.de/magdeburg/
Viele weitere Fotos vom DSAM-Veranstalter (DSB) sind hier zu finden.

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