Mit drei Monaten corona-bedingter Verspätung reiste unser U12-Team am 25.03. per Zug zur Deutschen Vereinsmeisterschaft 2021 in Naumburg. Das Euroville Jugend- und Sporthotel war ein schöner Austragungsort, denn es bot neben der großen, zu einem sehr angenehmen Turniersaal umfunktionierten Turnhalle auch viel Platz für außerschachliche Betätigungsmöglichkeiten wie Fussball, Volleyball und Tischtennis – das Ganze bei schönstem Frühlingswetter. Auch das Essen war für den JH-geschädigten Gaumen eine Wohltat. Nur die Größe der Viererzimmer mit zwei Doppelstockbetten ließ zu wünschen übrig – der Vergleich mit Karnickel-Buchten drängte sich auf.

Die gemeinsame Anreise mit dem Stadtrivalen Borussia (und überraschend saß mit dem HSK auch der zweite Top-Favorit im gleichen Wagen) wurde mit Tandem- und Werwolf-Spielen verkürzt und verlief trotz einer abgebrochenen Mittelarmlehne sehr entspannt. Die anschließende Busfahrt vom Hauptbahnhof zum Hotel am Ortsrand geriet bei 3,8 km Luftlinie etwas lang, aber so konnten wir wenigstens doch noch ein paar Blicke auf das sehr schöne Städtchen erhaschen.

Unser Team bestehend aus Veronika, Tobi, Oskar sowie Leo und Theodor hatte, nachdem wir endlich unsere Zimmer und Betten beziehen konnten, noch etwas Freizeit bis zur ersten Runde. Denn die Auslosung bescherte uns erst zwei Minuten vor der Eröffnung des Turniers unseren ersten Gegner SV Erftstadt, womit die Vorbereitung natürlich entfiel. Als Siebenter der Setzliste waren wir knapp in der oberen Tabellenhälfte und entsprechend im ersten Durchgang in der Favoritenrolle, der wir mit einem 3:1 Sieg auch gerecht wurden. Während die Jungs relativ souverän ihre Siege einfuhren, büßte Veronika durch einen Eröffnungsblackout einen wichtigen Zentrumsbauern und später die ganze Partie ein.

Derart an Tisch 1 gespült, hielt die zweite Runde unseren Berliner Reisepartner für uns bereit - im Schnitt nur etwa 360 Punkte stärker als wir. Trotzdem gingen wir natürlich ohne Angst in den Kampf, denn bei dieser Ausgangslage hatten wir nichts zu verlieren. Trotz Leos ungefährdetem und leider nicht ganz ausgekämpften Remis gegen Jarne Ruddat (auch TSG-Mitglied, aber diesmal im Borussia-Dress) muß man aber zugeben, dass wir im Ende weitestgehend chancenlos waren.

Entsprechend gab es in Runde 3 mit den Königskindern Hohentübingen wieder einen schlagbaren Gegner. Leider hatte der Trainer vergessen, die Aufstellung abzugeben. Dadurch musste erneut Leo als Teil des Stammvierers ran, obwohl Theo geplant und vorbereitet war. Hoffentlich war das nicht der Grund für den einzügigen Figureneinsteller unseres vierten Brettes, der ganzen Punkt kostete. An den Brettern eins bis drei trafen Vroni, Tobi und Oskar auf die Geschwister Moldovan und alle drei konnten mehr oder weniger sichere Siege verbuchen.

In der zweiten Turnierhälfte – aus Termingründen musste das Turnier bei der Neuansetzung von sieben auf sechs Runden reduziert werden – hagelte es Hammerlose für unser Team. In den vierten Durchgang gegen den Setzlistenvierten Werder Bremen gingen wir bestens vorbereitet nach der Devise „Vorne gegenhalten, hinten gewinnen“. Plangemäß konnte uns Theo an Brett 4 schnell in Führung „schießen“ und auch an allen anderen Brettern sah es sehr gut für uns aus. Leider konnte Oskar aus seiner Druckstellung nur ein Remis herausholen. Noch schlechter lief es für Vroni und Tobi, die in den beiden längsten Partien der Runde ihren sehr starken Gegnern trotz zwischenzeitlicher klarer Gewinnstellung noch den Sieg überlassen mussten. Damit fanden wir uns in dem sehr engen Feld bei 50% und auf Platz 10 wieder.

In der Vorschlußrunde wartete das Überraschungsteam des Turniers SV Stuttgart-Wolfbusch auf uns, das trotz deutlich geringerer DWZ-Zahlen in den ersten beiden Runden schon Werder Bremen und Hellas Nauen schlagen konnte und die ganze Zeit an der Turnierspitze gespielt hatte. Auch gegen uns gingen die Schwaben schnell in Führung. Leo musste unter dem Dauerdruck des gegnerischen Läuferpaars erst einen Bauern abgeben und konnte kurz darauf den Mattangriff seines Kontrahenten nicht mehr abwehren. Oskar, der entgegen seiner Gewohnheit zu schnell und unbesorgt spielte, fand sich plötzlich mit einem sehr schlechten Endspiel Springer plus zwei Bauern gegen Turm wieder, das sein Gegenüber sehr konsequent und stark zum Sieg verwandelte. Doch diesmal hielten die Nerven von Veronika und Tobi und beide konnten mit ihren tollen, wiederum sehr langen Partien das Unentschieden retten.

Vor dem Finale lagen wir dank bester Wertung aller acht (!) Teams mit fünf Mannschaftspunkten auf Platz 7. Mit einem Sieg konnte man sich noch unter die ersten Fünf schieben, bei einer Niederlage weit abrutschen. Und wieder meinte es das Losglück (oder der Farbausgleich bei gerader Rundenzahl ?) nicht gut mit uns, denn die beiden nominell stärksten Teams wurden gegen einander gelost – Schachfreunde München (DWZ-Schnitt 1529 – Setzlistenplatz 5) gegen TSG. Wieder durfte Theo ran und zahlte das Vertrauen mit einem überzeugenden Sieg gegen seinen hundert Punkte stärkeren Gegner zurück. Oskar erreichte eine gute Stellung mit dem Panow-Angriff gegen sein geliebtes Caro-Kann, übersah dann aber einen teuflischen Abzug, der eine Figur und die Partie kostete. Wieder lag es also an Veronika und Tobi und wieder spielten beide über fünf Stunden während sich das gesamte Teilnehmerfeld schon lange auf dem Fußballfeld austobte. Tobi lehnte gefühlte zwanzig Remisangebote ab, da die Stellung an Brett 1 völlig unklar war, und wurde letztendlich für sein großes Kämpferherz belohnt. Fast zeitgleich konnte auch Vroni ihren 1700er Gegner niederringen. Lohn des 3:1 Schlussrunden-Sieges war ein toller fünfter Platz in der Endtabelle und der damit verbundene Mannschaftspokal – Herzlichen Glückwunsch!

Entsprechend ausgelassen war die Heimfahrt, wiederum zusammen mit dem HSK (Platz 3) und dem neuen Deutschen Meister Borussia Lichtenberg (Wir gratulieren!).

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