Fast jedes Wochenende der nächste Schachtermin - leider sind zuletzt viele Turnierberichte nicht fertig geworden. Es fehlte einfach die Zeit.
Mit diesem Beitrag möchte ich zumindest die verschiedenen Berliner Jugend-Einzelmeisterschaften und Rahmenturniere Revue passieren lassen und unsere jugendlichen Teilnehmer so im Nachhinein noch gebührend würdigen.
BJEM Finals U10 bis U18 und Winterturniere - 28.01. - 03.02.
BJEMw Finals U8 bis U16 - 24.-26.02.
BJEM U7/U8 und Kinderfrühlingsturnier - 11./12.03.
BJEM-Finale in den Winterferien
Die Finals sind nach dem unfreiwilligen Ausflug in die Osterferien auf ihren angestammten Platz im Kalender zurückgekehrt – also direkt nach den Halbjahreszeugnissen. Einerseits ist damit wieder eine rechtzeitige Planung der DEM und auch eine ausreichende Vorbereitung für die Qualifikanten möglich. Kehrseite der Medaille war in diesem Jahr jedoch der große Nachholbedarf an Winterurlaubsfreuden bei vielen Familien. Dadurch hagelte es Absagen von Vorberechtigten, von in den Vorrunden Qualifizierten oder von potentiellen Nachrückern. Leider waren dadurch Khoi Vu und Khoi Bach in der U12 nicht dabei. Als Trost durfte Livius in der U16 nachrücken – aber der Reihe oder der Altersklasse nach…
Gleich drei Teilnehmer hatten wir mit Karl, Maxime und Arian in der U10. Ersterer ging als Titelverteidiger und klarer Favorit mit fast 300 DWZ Punkten Vorsprung auf den Setzlistenzweiten an den Start. Trotzdem ist so ein Finale kein Selbstläufer, deshalb kann man Karls Leistung bei seinem 100%-Durchmarsch auch nicht hoch genug einschätzen. Natürlich gab es in den Partien auch den einen oder anderen Wackler und etwas Glück gehört manchmal eben auch dazu, aber Karl hielt die Konzentration bis zum Ende hoch und konnte alle neun Kontrahenten bezwingen. Herzlichen Glückwunsch zum Titel Berliner Meister U10 und zu einem von drei DEM-Qualiplätzen. Maxime hatte sich bereits in der ersten Vorrunde für das Finale qualifiziert, gehörte aber „nur“ zum unteren Mittelfeld der Setzliste. Leider war die Aufregung oder aber der selbstgemachte Druck scheinbar zu groß. Vor allem durch zu schnelles Spiel glitten ihm schon sicher geglaubte halbe und ganze Punkte aus den Fingern. Am Ende standen für ihn nur etwas enttäuschende drei Punkte und Platz 8 zu Buche. Arian war mit sechs Jahren der jüngste Teilnehmer der Endrunde, an der er noch dreimal teilnehmen darf. Alleine seine Qualifikation war schon ein super Erfolg. Es ging für ihn darum Erfahrung bei einem so langen Turnier (7 Tage / 9 Runden) zu sammeln - und natürlich mindestens einen Gegner hinter sich zu lassen. Daran ließ er nicht lange Zweifel aufkommen, schon in der zweiten Runde war er im Turnier angekommen und konnte Alexander Nadvid Schmidt (Zehlendorf) bezwingen. Als es ihm auch noch gelang gegen U8-Meister und Dauerrivalen Artemii Belov (Empor) zu gewinnen, stand fest, dass er nicht das Schlusslicht werden würde.
In der U14 war Arvid nur Außenseiter, obwohl er sich in Vorrunde 2 souverän qualifizieren konnte. Vor zwei Jahren hatte er ja bereits einmal den Sprung zur DEM geschafft, aber diesmal hingen die Trauben bei Gegnern mit bis zu 2.000 DWZ sehr hoch. Leider kam auch noch Pech dazu oder anders gesagt, fehlte es um den 35.Zug herum mehrmals an der nötigen Coolness, um klar gewonnene Stellungen über die Zeitkontrolle zu bringen. So wurde es ein Turnier zum Vergessen, das auch bereits schon ausgemerzt ist.
Wie schon erwähnt, hatte Livi in beiden Vorrunden den Sprung ins Finale knapp verpasst und profitierte von einigen Absagen. Die unverhoffte Teilnahme motivierte Livius scheinbar besonders, denn als Vorletzter der Setzliste schaffte er es im wahrsten Sinne des Wortes, die Tabelle einmal zu drehen und sich zum Berliner Vizemeister U16 aufzuschwingen. Gleich in den ersten beiden Runden zeigte er seinen Gegnern, wo der Hammer hängt, in dem er dem Zweiten und Dritten der Rangliste – Gustav Klühs (Borussia) und Daniel Rose (Königsjäger) – gleich mal anderthalb Punkte abnahm. Es folgten ein sicheres Remis gegen den neuen Berliner Meister Felix Reichmann (SNOB) und ein weiterer Sieg gegen Joachim Morczynski (Zehlendorf), den er schon in Vorrunde 2 besiegen konnte. Ein noch besseres Ergebnis verhinderte sein Erzrivale Momme Held (Kreuzberg) in Runde 6 - beim Nachspielen sah es danach aus, als ob Livius etwas übermotiviert überzog. Am Ende hatte er vier Punkte auf seinem Konto und in einem sehr engen Vierermittelfeld hinter dem überzeugenden Turniersieger die Nase vorn. Noch Wochen später lobten gegnerische Trainer mir gegenüber seine reife Eröffnungswahl und Partieanlage. Alle Ergebnisse der BJEM
An fünf der insgesamt sieben (!) Rahmenturniere nahmen fast 20 TSG-Jugendliche teil. Das Regionale Kinderschachturnier U8 (RKST) war für Elian und Maxim eine zweite Möglichkeit (neben der BJEM) sich für die neu eingeführte DEM u8 zu qualifizieren. Beide scheiterten nach jeweils sehr gutem Turnier knapp auf den Plätzen drei und fünf. Im Kinderwinteropen U10 waren Victor (4.) und Georgii (6.) vorne mit dabei. Das zweitägige Winteropen wurde in den TOP10 sehr von den Mädchen dominiert – mit dabei Elina W. (5.) und Anna (10.), die in der letzten Runde leider gegeneinander antreten mussten, sich dennoch beide eine schöne erste DWZ-Zahl holten. Das sogar vier Tage dauernde Jugendwinteropen sah viele DWZ-lose Spieler ganz vorne mitmischen – darunter auch Moritz, der sich sagenhafte fünf Punkte und eine Einstiegszahl von 1367 DWZ erspielte. Alle Ergebnisse der Winterturniere findet Ihr hier
BJEMw im schönsten Vereinsheim Berlins
Ende Februar ging es für die Berliner Mädchen um Titel und DEM-Qualifikationsplätze. Nachdem ein neues Spiellokal in Tempelhof kurzfristig doch nicht zur Verfügung stand, sprang die TSG Oberschöneweide ein und stellte ihr beliebtes Vereinshaus zur Verfügung. Wir waren zwar mit sechs Mädchen, aber leider nur in drei der sechs Altersklassen vertreten.
Bei den U8-Mädchen gab es nur zwei Anmeldungen – Maila (Fotos: SJiB) und ihre Lieblingsgegnerin und Freundin Oleksandra Yamshchikova (Kreuzberg). Nach zwei spannenden Partien konnte sich die Spielerin mit dem Heimvorteil mit 1,5:0,5 durchsetzen. Maila ist damit Berliner Meisterin U8 – bei der DEM will und darf sie wie im Vorjahr aber schon in der AK U10w ran.
Anna und Luise vertraten die TSG-Farben im Finale U10w. Anna, die sich bei der Mädchenvorrunde im Januar als Erstplatzierte mit 5 aus 5 Punkten qualifiziert hatte, wollte auch im Finale ein Wörtchen um die vorderen Plätze mitreden. Sie startete auch mit zwei schnellen Siegen u.a. gegen die Vereinskameradin. Gegen die Favoritin und spätere Berliner Meisterin Mariia Klymenko (Borussia) sicherte sie sich glücklich einen halben Punkt. In der vierten Runde warf sie leider viel zu überhastet den vollen Punkt weg. Somit kam es zum entscheidenden Duell gegen die zweite Mariia Kryvak (Weisse Dame) um Platz 3, wobei ein Unentschieden gereicht hätte. Doch es sollte nicht sein, in „unverlierbarer“ Stellung haute sie plötzlich mit ihrer schwarzen Dame auf g3 – ja, der f2-Bauer war gefesselt, aber nicht die weiße Dame auf d3. In der ersten Enttäuschung flossen natürlich ein paar Tränen. Aber vielleicht klappt es ja noch mit einem Freiplatz. Luise spielte leider kein gutes Turnier, ganz im Gegensatz zur DSAM eine Woche zuvor. Die Konzentration am Brett war einfach nicht da, womit sich viele taktische Fehler einschlichen. So konnte sie nur eine ihrer Partien gewinnen und muss als jüngerer Jahrgang im nächsten Jahr einen neuen Anlauf auf die DEM-Qualifikation starten.
Das U14w-Finale, bei dem nur noch ein DEM-Platz ausgespielt wurde, bestand sogar zur Hälfte aus TSG-Mädchen. Thao-Linh und Isabelle hatten sich über die (Jungs- äh offenen)Vorrunden qualifiziert, während Veronika vorberechtigt und damit auch die große Favoritin im Finale war. Einen wichtigen Meilenstein zur Titelverteidigung legte sie direkt durch ihren Erstrundenerfolg gegen Alisa Yamshchikova (Kreuzberg) – eine der Hauptkonkurrentinnen. Die folgenden Vereinspaarungen gegen Thao-Linh und Isabelle konnte sie ebenfalls für sich entscheiden. Unnötige Spannung ließ sie nochmals durch das Unentschieden gegen Isadora McCarthy (SchachExperten) aufkommen, bei dem sich Pech und Glück innerhalb einer Partie ausglichen. Denn so musste in der letzten Runde gegen Rosalie Schülke (Weiße Dame) mindestens ein halber Punkt her, um die Quali zu sichern. Diese Aufgabe erledigte Vero aber nach einem Mini-Eröffnungsfehler problemlos und wird damit Berliner Meisterin U14. Isabelle spielte ein ordentliches Turnier auch wenn ihr Erstrundensieg gegen Thao Linh ihr einziger blieb. Gegen Isadora und Rosalie holt sie jeweils halbe Punkte, wobei sie auf letzteres Unentschieden sicher etwas enttäuscht zurückblickt, denn dort hatte sie große Siegchancen. In den Schwarzpartien gegen Veronika und Alisa war sie jedoch weitgehend chancenlos. Thao-Linh war die Jüngste im Turnier und darf es nächstes Jahr nochmal versuchen. Leider ließ sie die Zähigkeit aus den beiden Vorrunden vermissen. Außerdem ist ihr Eröffnungsrepertoire zu wenig ausgefeilt und vor allem zu vorhersehbar, so dass sie oft schnell eine schlechtere Stellung zu verwalten hatte. Schwamm drüber, das nächste Erfolgsturnier kommt bald.
Alle Ergebnisse der BJEMw findet Ihr hier
BJEM U7/U8 und Kinderfrühlingsturnier
Im letzten Jahr hatte die Deutsche Schachjugend die DEM u8 eingeführt. Folgerichtig zog die Berliner Schachjugend nach und stampfte einen Berliner Qualifikationszyklus bestehend aus Vor- und Endrunde aus dem Boden, leider viele Grundsätze außer Acht lassend, die für alle anderen Altersklassen seit Jahren gang und gäbe sind. So gab es nur einen Vorrundentermin im Januar – kranke oder anderweitig verplante Kinder (z.B. unser Maxim) haben einfach Pech gehabt - an nur einem Wochenende – gleichbedeutend mit zu wenig Runden für zu viele Kinder und einer Schweizer Lotterie um zu wenig Quali-Plätze. Immerhin konnte sich Maila bei über vierzig Teilnehmern einen tollen zweiten Platz erspielen und sich so für das U8-Finale qualifizieren. Arian und Elian folgten dichtauf und qualifizierten sich für die U7-Endrunde – alle Ergebnisse der U8-Vorrunde
Am zweiten Märzwochenende war es endlich so weit, die Finals U7 und U8 standen auf dem Programm. Am Samstag traf man sich im wohlbekannten Andreas-Gymnasium, am Sonntag folgte der Umzug ins Poststadion. An beiden Tagen hatte man „Rahmenturniere“ im Gepäck – Samstag das beliebte Kinderfrühlingsturnier und am Sonntag die noch beliebtere Deutsche Familienmeisterschaft.
Im Finale der „Großen“ hatte sich Maila stärkster Konkurrenz zu erwehren, die teilweise schon mehr als 200 DWZ-Punkte enteilt war. Aber sie hielt gegen die Jungs hervorragend mit und stellte unter Beweis, dass sie zu Recht in die Runde der besten Sechs eingezogen war. In Runde zwei nahm sie Revanche an Mark Chupikov (Zitadelle) für ihre einzige Vorrundenniederlage. Auch gegen DSAM-Freundschaft Jakob Grimm (Weiße Dame) schnupperte sie an einem Unentschieden. Und mit ihrem Schlussrundensieg überließ sie ihrem Gegner Radomir Klymenko (Borussia) endgültig die Rote Laterne. Mit ihrem vierten Platz wird Maila sehr zufrieden sein – für die DEM U10w ist sie ja seit Sebnitz eh schon qualifiziert – und mit ihrer neuen DWZ > 1.000 noch mehr.
Bei den Jüngsten war Arian der klare Favorit. In der obligatorischen Vereinspaarung gegen Elian behielt er die Oberhand, ließ bis auf ein Mini-Ausrutscher-Remis gegen den hochgehandelten Jonas Eskef (Empor) auch nichts anbrennen und kürt sich zum neuen Berliner Meister U7. Sehr willkommen war da auch die Schützenhilfe vom Vereinskameraden. Elian startete zwar mit zwei Niederlagen ins Turnier, zog sich dann aber selbst wieder aus dem Sumpf und bezwang nicht nur den bis dahin punktgleich Führenden Jonas sondern auch seine beiden Schlussrunden-Gegner. Damit war Platz drei gesichert. Aber durch einen weiteren der in der U7 noch häufigen Überraschungssiege konnte Elian sogar noch ein Treppchen höher auf dem Siegerpodest klettern. Platz 1 und 2 gehen also an TSG.
Das Kinderfrühlingsturnier war mit über 40 Teilnehmer wieder sehr gut besucht – ein Zeugnis für die sehr gute Förderung der jüngsten Altersklassen in den Berliner Schachschulen und –vereinen. Folgerichtig wurde es in zwei Turniere für die U7 und die U8 getrennt, damit in nur fünf Schnellschachrunden ein eindeutiger Sieger ermittelt werden kann. In der U8 hieß dieser eindeutige Sieger Maxim, der auch als Favorit ins Rennen gegangen war. Sehr souverän mit fünf Siegen en suite holt er sich den größten Pokal. Zusammen mit den drei Final-Teilnehmern Maila, Arian und Elian wird er unser vielversprechendes U8-Team bilden.
Mit Henry (U7) und Ulrich (U8) hatten wir zwei weitere Teilnehmer im KFT. Beide sind allerdings erst wenige Wochen bei uns und mussten entsprechend Lehrgeld zahlen. Aber wir alle haben mal klein angefangen, und Spaß gemacht hat es den beiden alle Mal.
Alle Ergebnisse findet Ihr hier