Fünf Freunde sollt ihr sein – die TSG bei zwei überregionalen Blitzmeisterschaften an einem erinnerungswürdigen Wochenende

Am 16.07. fand in Wittenberge die Norddeutsche Mannschaftsblitzmeisterschaft (NDBMM) 2022 statt. Durch unsere erfolgreiche Teilnahme an der NDBMM 2021 waren wir vorqualifiziert, allerdings war von Beginn an klar, dass es dieses Jahr härter werden würde. Insbesondere das Fehlen unseres Spitzenspielers Dirk „Rosi“ Rosenthal, der im wohlverdienten Familienurlaub weilte, war natürlich nicht zu kompensieren.

Der TSG-Tross ließ sich davon aber natürlich nicht aufhalten. Unter dem Motto „dabei sein ist alles“ reisten Matthias Schöwel, meine Wenigkeit Paul Meyer-Dunker, Ingo Stark, Uwe Bittorf und Kai-Uwe Melchert zusammen nach Wittenberge. Speziell über die kurzfristige Zusage von Matzel haben sich alle extrem gefreut, weil das nicht nur sportlich eine enorme Verstärkung war, sondern er für jede Reisegruppe ein großer Gewinn ist!

Wir reisten am Tag vorher an und nutzen die Möglichkeit, die örtlichen Lokalitäten intensiv zu studieren. Training NDBMM 2022Bei einer ausgiebigen Mannschaftssitzung be- sprachen wir noch Strategie, Ziele und Aufstel-lung und spielten ein doppelründiges Aufwärm-blitz als Vorbereitung für den folgenden Tag. Dabei erhielt Matzel von Rosi den Auftrag, mir die „Trainingsmeisterschaft“ zu entreißen, da ich bei meiner letzten NDMM zwar bei „Warm-Up-Blitz“ am Abend davor „Trainings-weltmeister“ war, die Meisterschaft am Folgetag aber katastophal verlief. Das gelang zu meiner Freude nicht und der Folgetag sollte zum Glück auch nicht so verlaufen wie im Jahr davor. 

Am nächsten Morgen war es dann so weit. Es fanden leider nur 23 Teams den Weg nach Wittenberge, dafür wurde zu Turnierbeginn verkündet, dass sich statt der üblichen sieben sogar zwölf Teams für die Deutsche Blitz-Mannschaftsmeisterschaft (DBMM) am folgenden Tag am selben Ort qualifizieren würden. Es gab einige Absagen und man war bemüht, auf diese Weise noch das Feld der DBMM aufzufüllen. Während ich bereits verzückt versucht war, uns Qualifikationschancen einzureden, die vorher nahezu unmöglich erschienen, war Matzel bemüht, die Erwartungen zu dämpfen bzw. realistisch zu halten. Nominell waren wir an Platz 14 von 23 Teams gesetzt.

Nach einem guten Start mit 4:2 Mannschaftspunkten pendelten wir uns für den Rest des Turniers beständig bei ungefähr 50% der Mannschaftspunkte ein. Während einige Highlights dabei waren, wie z.B. ein Sieg gegen ein stark aufgestelltes Nordhorn-Blanke, war das größte Problem, dass wir gegen schwächere Mannschaften nicht konsequent punkteten. So konnte Graal-Müritz z.B. gegen uns einen von zweien ihrer Mannschaftssiege im gesamten Turnier eintüten. NDBMM 2022 Mannschaft

Während Matzel und ich durchspielten, machten Kai, Uwe und Ingo alle zwei Partien im Wechsel eine Pause. Nachdem darauf hingewiesen wurde, dass aufgrund von Vorqualifikationen eventuell auch der 15. Platz sich qualifizieren konnte, war das neue Ziel gesteckt. Es gelang uns am Ende die Punktlandung auf den 15. Platz, der dann tatsächlich zur Teilnahme an der DBMM genügte. 

Nach sehr kurzem Überlegen war klar: Das lassen wir uns nicht nehmen! Während es bei Matzel gefühlt die 85. DBMM seines Lebens war, freute ich mich darauf, das erste Mal an diesem tollen Turnier teilnehmen zu können. Allerdings stand damit ein neues Problem ins Haus: Wo nächtigen? Das Hotel, in dem wir am Tag vorher waren, war für diesen Tag bereits ausgebucht und insgesamt wirkte es so, als ob Wittenberge mit der Ankunft der Teams aus der gesamten Republik bereits komplett ausgelastet war. Nach längerer Suche fanden wir aber noch ein geeignetes Hotel. Dort ließen wir bei einem deutlich ruhigeren und kürzeren, aber nicht weniger glücklichen Mannschaftsessen den Tag Revue passieren und stellten uns auf den harten Kampf am folgenden Tag ein.

Diesmal stellten wir ein wenig anders auf, ich durfte an Brett 1 gegen einen Eloschnitt von ~2350 ran, aber auch Matzel und Ingo hatten mit Eloschnitten von ~2250 knackige Aufgaben vor sich. Die Gegner von Uwe würden am Ende ~2200 Elo im Schnitt gehabt haben und auch Kai hatte mit einem Schnitt von über 2100 gut zu tun. Das Beste daran: Matzel ließ die Gelegenheit nicht aus zu betonen, dass das Feld auch schon einmal stärker war als dieses Jahr.

Die Marschroute von Matzel: Wenn wir am Ende eine eins vorne stehen haben würden, könnten wir zufrieden sein. Es nahmen 23 Teams teil, wir mussten also mindestens vier Teams hinter uns lassen.

Nachdem wir mit 1:5 gestartet waren, gab es gegen den SC Bamberg einen kuriosen Zwischenfall. Ich hatte Schwarz und zog meine Dame mit meiner linken Hand auf das Feld a1, in der von mir ausgesehen hinteren rechten Ecke. Anschließend wanderte diese zur Uhr auf der linken Seite. Beim Drücken der Uhr touchierte mein Unterarm die Spitze meines Königs auf g8, die herausragende Krone, und stieß diesen auf „h9“. Dies korrigierte ich natürlich umgehend. Mein Gegner hatte noch drei Sekunden auf der Uhr, war aber darüber so verärgert, dass er weder einen Zug machte, noch die Uhr anhielt, sondern stattdessen die Zeit überschritt. Der anschließend herbeigerufene Schiedsrichter entschied auf seine Beschwerde hin und der Schilderung der Situation auf Zeitüberschreitung und Sieg für mich, als dann aber sein Team meinte, dass wir uns doch auf Remis einigen sollten, taten wir das. Das hatte zur Folge, dass auch der Kampf 2:2 endete, was mir die ganze Zeit über gar nicht klar war. Alles in allem eine kuriose Situation, die Frank Hoppe sogar im Video festgehalten hat. https://www.dropbox.com/sh/ez5o0xbfvh5ei85/AADgHFrCPNUT_k7so4P9ADKba?dl=0&preview=MVI_1886.MP4

Wir ließen uns davon aber nicht beirren und sicherten uns anschließend den ersten Mannschaftssieg des Turniers. Während vorher zumindest ein wenig die Sorge bestand, dass wir in dem Turnier untergehen könnten, war davon während der Meisterschaft wenig zu spüren. Tatsächlich hatten immer mal wieder ihre Erfolgserlebnisse und auch das Team konnte regelmäßig Mannschaftspunkte einfahren. Wir waren auf gutem Weg, das vorgegebene Ziel zu erreichen, als wir in der vorletzten Runde mit dem SK Norderstedt unseren größten „Bock“ umstießen.

DBMM 22 - Norderstedt vs. TSG

Anschließend war die Freude natürlich groß und als Lohn konnten wir uns am Ende über 18. Platz freuen. Zum Abschluss gab es noch einen kurzen Abschluss im Eiscafé, bevor es zurück Richtung Berlin ging.

Ein tolles Wochenende war zu Ende. Auch wenn das Fehlen von Rosi sich sportlich natürlich bemerkbar machte, haben wir uns und die TSG denke ich gut verkauft. Zum Abschluss noch eine kleine Einzelbilanz.

Kai holte bei der NDBMM 5,5/12 und bei der DBMM 4,5/15. Und spielte damit bei der NDMM über und bei der DBMM im Rahmen der Eloerwartung.

Uwe holte bei der NDBMM 8/16 und bei der DBMM 5,5/16. Ein solides Ergebnis bei der NDBMM folgte eine Performance knapp unter der Eloerwartung, aber mit vielen wichtigen Bigpoints wie z.B. gegen Norderstedt.

Ingo holte bei der NDBMM 5,5/16 und bei der DBMM 5,5/15. Während er bei der NDBMM noch zu kämpfen hatte, sicherte sich er sich bei der DBMM gegen starke Gegnerschaft einen Zugewinn von ~30 Blitzelopunkten, was unterstreicht wie stark diese 5,5 Punkte einzuschätzen sind.

Matzel holte bei der NDBMM am 1. Brett 10/21 und einen kampflosen, bei der DBMM gelangen ihm 9/20. Während er bei der NDBMM noch – wie ich finde völlig zu Unrecht - sehr unzufrieden war und teilweise auch mit sich haderte, war Matzel bei der DBMM wieder unser absoluter Topscorer und zog die TSG-Lok auf Platz 18.

Für mich, Paul, standen bei der NDBMM an Brett 2 12,5/22 und bei der DBMM an Brett 1 6/22 zu buche. Beide Turniere liefen akzeptabel, dass es bei der DBMM am 1. Brett auf die Nuss geben würde, war klar, aber die 6 Punkten reichten für ein Eloplus von über 20. Bei der NDBMM lief es zwischenzeitlich richtig gut, auch wenn ich am Ende ein wenig enttäuscht war, ein noch besseres Ergebnis durch einen Schlussspurt mit 2/7 etwas ruiniert zu haben.

DBMM 2022 Mannschaft

Der Deutsche Schachbund hat einige Videos von der DBMM auf seinem Youtubekanal veröffentlicht und wird auch noch weitere veröffentlichen. Schaut auch dort gerne rein. Es lohnt sich auch darüber hinaus, weil ich ab dieser Woche dort auch viele Interviews und Eindrücke von der Schacholympiade in Indien veröffentlichen werde.

Zum Abschluss geht mein Dank noch an Kai und Ingo. Ohne Kais unermüdlichen Einsatz und seine Beharrlichkeit in der Organisation, hätten wir eventuell gar nicht teilgenommen. Und auch Ingo als TSG-Schatzmeister hat dafür gesorgt, dass wir uns nie darum Sorgen mussten, wo wir eigentlich unterkommen.

 

Bericht beim DSB mit Abschlusstabellen der Norddt. und Deutschen Blitz-Mannschaftsmeisterschaft 2022